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Toll abgenommen! Dann depressiv. Wieso?

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Katharina hat über 30 Kilo abgenommen! Sie war noch jung, als sie dick war und ist noch jung, als sie wieder dünn wird. Weil sie immer Sport gemacht hat, den ganzen Abnehmprozess hindurch, hat sie auch keine lästigen Hautfalten, die vom Übergewicht zeugen. Äußerlich ist doch alles mehr als ok?

Katharina hat sich ja auch gefreut. Anfangs.
Leider schlug das schnell in eine Depression um, aus der sie sich nur sehr langsam befreien konnte.

Kannst du dir das vorstellen?

Da erreicht jemand sein Ziel, nimmt Gewicht ab, viel Gewicht und steht dann am Ende depressiv in der Landschaft. Nein, steht nicht, sondern sitzt traurig in der Ecke. Das ist doch wohl eine Ausnahme, oder?

Nein, ist es leider nicht.
Das kommt immer wieder vor und ist ein Phänomen, was mittlerweile gut erforscht ist. Es geht um eine spezielle Form der sogenannten Dünnen Dicken. Dünne Dicke sind Menschen, die viel abgenommen haben, deren Körper sich radikal verändert hat, der Kopf aber so schnell gar nicht Schritt halten konnte mit den Veränderungen. Diese Menschen sehen im Spiegel z.B. nicht die neue Realität, sondern sehen ihr altes, dickes Ich. Das sind die Menschen, die beim Kleidungskauf ganz weit nach rechts an die Kleiderstange gehen. Da, wo früher die großen Größen hingen.

Man sagt, dass der Kopf nach einer großen Gewichtsabnahme circa zwei Jahre Zeit braucht, um sich auf das neue, schlanke Ich einzustellen. Innerhalb der Gruppe dieser Dünnen Dicken gibt es auch die Depressiven Dünnen. Sie haben mit einer weiteren Herausforderung zu kämpfen.

Anfangs, als Katharina mit ihrer Abnahme begann, hat sie sich ausgemalt, wie sich ihr Leben ändern würde. Das waren die typischen „wenn-ich-mal-schlank-bin-Träume„:

  • wenn ich schlank bin, bin ich automatisch schön und begehrenswert
  • wenn ich schlank bin, mache ich Sport und ich freue mich auf den Sport
  • mit meinem neuen schlanken Gewicht bin ich endlich attraktiv und finde einen Partner
  • mit der schlanken Figur interessieren mich Süßigkeiten nicht mehr
  • mein ganzes Leben wird einfacher, weil das Problem Übergewicht wegfällt
  • ich werde befördert, verdiene mehr Geld, meiner beruflichen Karriere steht nichts mehr im Weg
  • endlich kann ich schwanger werden und natürlich bekomme ich lauter Wunschkinder
  • das Mobbing hört auf und ich werde everbodys darling
  • alle sind stolz auf mich und fiese Kommentare gehören der Vergangenheit an

Wenn du auch mal dick warst und davon geträumt hast, schlank zu werden, werden dir diese Träume bekannt vorkommen. Das öffentliche Bild von dicken Frauen ist oft so negativ geprägt, dass wir (fast alle) denken, dass Leben wäre einfacher, sobald wir endlich schlank sind.

Selbstverständlich, für viele Teilbereiche des Lebens ist das auch so:
* es ist erheblich leichter und meist auch billiger, hübsche Mode zu kaufen
* Sport fällt leichter, Medikamente können reduziert oder abgesetzt werden, Schmerzen verschwinden
* schlanke oder normalgewichtige Frauen sind eher verheiratet als extrem Übergewichtige

Was ist mit den anderen Träumen?
Da kann genau das passieren, was Katharina passiert ist und was bei ihr die Depression ausgelöst hat:
Das Leben wurde nicht leichter.
Sie war vorher eine dicke, unterbezahlte Angestellte. Nun ist sie eine dünne, unterbezahlte Angestellte.

Wenn sich im Innnern nichts ändert, wird auch das Außen, also die Reaktion meiner Umwelt auf mich, sich nicht ändern. Gemobbt wird, wer eine Opfermentalität präsentiert (natürlich nicht absichtlich). Schlecht bezahlt werden Menschen mit schlechter Ausbildung. Und die, die ihre Chefs und Chefinnen nicht davon überzeugen können, dass sie mehr drauf haben! Kilos sind dabei meist kein schlagendes Argument.

Katharina hat sich so sehr auf die körperlichen, materiellen Aspekte des Abnehmens konzentriert, dass sie zum Schluss auch nur genau das erreicht hat:
Eine dünne Figur, rund um den gleichen Charakter von vorher; immer noch mit unereichbaren Träumen.

Was kann man dagegen tun? Zwei Dinge:

  1. Man kann sich vor dem Abnehmen überlegen, wo die Abnehmreise hingehen soll.
    Es geht also um die Erwartungshaltung.
    Will ich mit der Diät eine Beförderung erreichen, ist es sehr hilfreich, nicht nur Kilos abzubauen, sondern auch Durchsetzungsvermögen, Freude und Selbstbewusstsein aufzubauen. Eine strahlende Fassade, gepaart mit Kompetenz, imponiert mehr als eine schlanke Linie!
    Der Abnehmweg sollte im Idealfall zweigleisig sein: Weniger Kilos, kombiniert mit mehr Selbstbewusstsein.
  2. Es geht auch nacheinander. Wenn ich zuerst abnehme, habe ich danach wahrscheinlich mehr Kraft und Energie, weitere Dinge zu ändern. Schliessslich verleiht der erste Erfolg, der Sieg über mich selbst, mir Flügel. Wenn ich dann dran denke, dass mein neues, schlankes Ich auch mit einem liebenswerten, selbstbewussten oder fröhlichen Wesen einhergehen darf, bin ich auf dem besten Weg zu all den Träumen, die jedes dicke Mädchen zum Teil Jahre oder sogar jahrzehntelang vor sich herträumt und so vor sich herschiebt.

Es ist also einerseits die – falsche! – Erwartung, dass alles besser wird, wenn ich erst schlank bin.
Und es ist andererseits die mangelnde Beschäftigung mit mir selbst, die meinen Erfolg verhindert.

In meinen Coachings sage ich immer:
Abnehmen ist nichts für Feiglinge!
Beim Abnehmen beschäftigen wir uns ja bei weitem nicht nur mit Essen. Um ehrlich zu sein, ist das der geringste Teil der Aufmerksamkeit in einem Abnehm-Coaching. Nein, es geht um die Träume:

  1. Wo willst du hin mit deinen Diätvorstellungen?
  2. Was ist dein Zielgewicht und warum genau diese Zahl?
  3. Was machst du, wenn du an deinem Ziel bist?
  4. Warum, denkst du, bist du überhaupt dick geworden? Was wolltest du mit den Kilos kompensieren?
  5. Mit welcher Methode wirst du in Zukunft Probleme lösen, wenn Essen als Ausweg wegfällt?

Katharina hat sich genau diese Fragen nicht gestellt.
Sie ist von einer automatischen Erfüllung ihrer Erwartung ausgegangen.
Schlank = glücklich.

Dass das nicht stimmt, hätte sie bereits vor der Diät herausfinden können:
Einfach mal in Social Media stöbern oder beim Friseur die Yellow Press lesen:
* Auch dünne Menschen haben Probleme.
* Auch reiche Menschen haben Probleme.
* Auch verheiratete Menschen haben Probleme.
* Auch Chefs haben Probleme.
* Auch berühmte Menschen werden gemobbt bzw. angefeindet.

Wenn ich aber meine eigene Situation falsch einschätze (ich=schlank=glücklich), kann ich diese richtige Frage gar nicht stellen, weil ich gar nicht drauf komme.
Es ist ein kindlicher Wunschtraum, dass das Leben märchenhaft wird, wenn das Gewicht schmilzt.

Jetzt kommt das Beste an diesem Thema:
Es gibt diese Abnehm-Märchen. Und sie sind sehr real.

Glückliche Frauen

Der Unterschied besteht nicht in der Anzahl der abgenommenen Kilos, sondern in der Erwartung:
* Was wird anders, wenn ich schlank bin?
* Was wird besser, wenn ich meine Idealfigur habe?
* Was ist ein Problem, dass ich sowieso habe? Ist das nachher weg? Gibt es dafür eine andere, eine zusätzliche Lösung?
(Bin ich ein stilles, dickes Mäuschen auf der Arbeit und ändere nichts an mir, bin ich nach der Diät ein stilles, dünnes Mäuschen auf der Arbeit – Kilos ändern die Erscheinung, nicht den Charakter.)

Eines kann ich felsenfest versprechen:
Die Kraft, Probleme anzugehen, steigt enorm. Wenn man auf dem Weg zur schlanken Figur eine Methode lernt, mit der man Probleme löst. Es ist nicht so, dass es heute keine Probleme mehr gibt in meinem Leben. Aber weil ich die (sehr untaugliche!) Problemlösungsstrategie ESSEN aufgegeben habe und neue Verhaltensweisen gelernt habe, kann ich heute mit Problemen gut umgehen. Ich nenne sie auch nicht mehr Probleme, sondern, je nach Schwere, Herausforderungen oder einfach nur Situationen.

So, wie Alkoholiker lernen müssen, dass man Probleme nicht ertränken kann, weil Probleme schwimmen können, so müssen Dicke lernen, dass man Probleme nicht aufessen kann. Sie werden im Gegenteil sogar schlimmer, weil sie nach dem Freßanfall immer noch da sind, jetzt aber zusätzlich mit einem schlechten Gewissen drücken, mit Versagensängsten, Vorwürfen und einem verflixten Plus von ein, zwei Pfund!

Essen kann den Körper ernähren.
Essen kann nicht trösten – nicht auf Dauer und nicht effektiv.
Essen kann auch nicht glücklich machen, deine angenehme Kindheit zurückholen oder Stress erfolgreich bekämpfen. Essen, besonders viel und unkontrolliert essen, macht unglücklich und einsam. Krank macht es außerdem, wenn man lange genug falsch isst.

Essen, zu viel essen, nicht essen… all das hat mit Gefühlen zu tun. Mit Problembewältigung. Selbstverständlich ist das nicht weg, wenn ich nur die Anzahl der Kilos reduziere, aber sonst nichts ändere. So verfallen Menschen in eine Depression, die einen großen Schritt geschafft haben, die erfolgreich ihr Gewicht reduziert haben, nur, weil es danach nicht weitergeht mit dem Verbessern des eigenen Lebens.

Natürlich gibt es Auswege. Eine ganzheitliche Therapie, die Unterstüzung einer Gruppe von Gleichgesinnten, die dich auffangen können, die den Weg bereits ein paar Schritte weiter unterwegs sind und von ihren Erfahrungen berichten können.

Es ist deine Entscheidung, ob du eine Diät machst!
1. Es ist auch deine Entscheidung, ob du es alleine machst und erst unterwegs einige der Hindernisse kennenlernst und dann allein davorstehst.
2. Oder ob du sagst: Ich habe etwas Schwieriges vor in meinem Leben. Abnehmen, den Charakter stärken und vielleicht sogar eine Sucht (Zucker? Mehl? Alkohol?) loswerden. Das ist harte Arbeit und es wird dir leichter fallen, wenn du dir dafür Hilfe holst.


Für was entscheidest du dich?
Vielleicht für ein Orientierungsgespräch.
Warum den holprigen Weg schwerer machen, indem du auf eine erfahrene Reiseleiterin verzichtest?

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